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Sicher hast du schon einmal von den Lerntypen gehört. Ein Lerntyp beschreibt, mit welchem Sinnesorgan du Informationen aufnehmen solltest, um für dich den besten Lernerfolg zu erzielen. Das Konzept stammt ursprünglich aus dem Jahr 1975 von Frederic Vester.

Die vier Lerntypen

Generell werden nach Vester vier Lerntypen unterschieden:

Der visuelle Lerntyp (Lernen durch „das Auge und Beobachtungen“)

Der auditive Lerntyp (Lernen durch „Hören und Sprechen“)

Der kognitive Lerntyp (Lernen durch „den Intellekt“)

Der haptische Lerntyp (Lernen durch „Anfassen und Fühlen“)

Wirf die Lerntypen in die Tonne!

 

Auch wenn diese Einteilung auf den ersten Blick Sinn zu machen scheint, gibt es in der psychologischen Wissenschaft doch inzwischen erhebliche Kritik an diesem Modell der Lerntypen. Zum einen beschränken sich die Lerntypen (mit Ausnahme des haptischen Lerntyps) darauf, über welche Sinnesorgane Informationen aufgenommen werden. D.h. die zum Lernen notwendige kognitive Verarbeitung (also die Verarbeitung durch das Denken des Gehirns) bleibt unberücksichtigt. Zum anderen konnte das Modell in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen, bzw. sogar widerlegt werden. So haben z.B. Pashler, McDaniel, Rohrer und Bjork 2008 für die Zeitschrift „Psychological Science in the public interest“ alle auffindbaren Studien untersucht, die die Existenz von Lerntypen nachweisen wollten. Jedoch kamen sie zu dem Ergebnis, dass die meisten Studien nicht den wissenschaftlich anerkannten Kriterien für Studien entsprechen. Die Studien, die wissenschaftlich anerkannt werden konnten, kamen zu dem Ergebnis, das dem typengerechten Lernen wie im Modell von Vester widersprochen werden muss. 

Informationen ohne Bedeutung

 

Dabei ist bereits gut erforscht, dass die reine Aufnahme von Informationen zum Lernen nicht reicht. Allenfalls können so Informationen in das Kurzzeitgedächtnis aufgenommen werden. Allerdings sind die Informationen erstmal ohne Bedeutung für das Gehirn. Eine Bedeutung wird den Informationen erst durch unsere kognitive Verarbeitung, also eine Verarbeitung der Informationen durch nachdenken und interpretieren, gegeben.

Auch sind der Begriff und das Modell von „Lerntypen“ in den Kognitionswissenschaften unbekannt. Dort wird, wenn überhaupt, der Begriff „Lernstile“ verwendet. Dabei handelt es sich um ein kognitives Konstrukt von Strategien, dass Personen in verschiedenen Situationen verwenden, z.B. als Kombination von Taktiken und Techniken, um ein Problem zu lösen. Diese zusammen bilden dann eine kognitive Lernstrategie.

Auf die Lernstrategie kommt es an

 

Es kommt also nicht darauf an, welcher Lerntyp du bist, sondern darauf, welche Lernstrategie du für dich verwendest. Wichtig ist also für die eigene Lernstrategie verschiedene Lernmethoden parat zu haben, mit denen du einen optimalen Lernerfolg erzielen kannst.

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Quellen:

Looß, Maike (2001) Lerntypen? Ein pädagogisches Konstrukt auf dem Prüfstand. http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PPN=PPN509092632_0093&DMDID=dmdlog41 (abgerufen am 17.07.2019)

Pashler, H., McDaniel, M., Rohrer, D. & Bjork, R. (2008): Learning Styles: Concepts and Evidence. In: Psychological Science in the Public Interest. https://www.psychologicalscience.org/journals/pspi/PSPI_9_3.pdf (abgerufen am 17.07.2019).

Vester, Frederic (1975): Denken, Lernen, Vergessen. Was geht in unserem Kopf vor, wie lernt das Gehirn, und wann läßt es uns im Stich? Stuttgart.

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